Triggerpunkte – Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft

Triggerpunkte cover Suhrkamp Verlag

Das Buch „Triggerpunkte“ zeigt: Die Gesellschaft ist nicht gespalten, wohl aber zerklüftet. Warum – und wie ein möglicher Zusammenschluss gelingen kann, sind Ergebnisse dieser Studie

Ungleichheit, Migration, Diversität und Gender, Klima: In der Wahrnehmung vieler Menschen befinden wir uns in einem großen Kulturkampf. Die Gesellschaft: gespalten. Unkittbar getrennt in zwei Lager. Der Soziologe Steffen Mau, Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin widerspricht dieser Rakdikaldiagnose. Alles viel zu pauschal und zudem empirische gar nicht haltbar. Sein Urteil: Bei vielen großen Fragen gebe es erstaunlicherweise einigermaßen Konsens. Lediglich bestimmte Triggerpunkte werden heftiger diskutiert. Gemeinsam mit Thomas Lux vom Institut für Sozialwissenschaften der HU Berlin, und Linus Westheuser, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HU Berlin, entwickelt Lux eine fundierte Analyse des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Gegenwartsgesellschaft. Die drei Autoren nähern sich dem Phänomen auf Grundlage zahlreicher Studien und Befunde. Ihre Argumentation behält so zu jedem Zeitpunkt Bodenhaftung und ist gut nachvollziehbar.

Polarisierung durch die Ränder

Triggerpunkte cover Suhrkamp Verlag

Was also eint uns? Nun: Die Deutschen lehnen Migration nicht grundsätzlich ab. Die meisten sind besorgt über die Klimakrise. Jeder sollte selbst über seine sexuelle Identität entscheiden können, und die Vermögensungleichheit wird als problematisch angesehen. Und was trennt uns? Die gefühlte Polarisierung entstehe deshalb, weil die politische Mitte relativ ambitionslos und vor allem leise geworden ist. Heute sind es eher die gesellschaftlichen Ränder, die lauter werden – vor allem auf Social Media. Jedoch gibt es Situationen, in denen selbst Personen, die wenig ideologisch ausgerichtet sind, plötzlich emotionale Reaktionen zeigen, insbesondere wenn es um konkrete Fragen der politischen Umsetzung geht. Dies wird besonders deutlich anhand von Schlüsselbegriffen, die heftig umstritten sind. Beispiele hierfür sind: Gendersternchen, Hartz-IV-Empfänger, Transquoten, arabische Clans, Tempolimit, Lastenfahrräder. Hier gelingt es der Studie aufzuzeigen, warum hier eine so große Emotionalität steht und vor allem, wer davon profitiert.

„Triggerpunkte“: Wichtig und erhellend

Sprachlich präzise und dennoch nachvollziehbar ist „Triggerpunkte“ eine äußerst kurzweilige Lektüre. Am Ende schaffen es die Autoren somit nicht nur, die Konfliktherde konkret zu benennen. Sie schaffen so vor allem, die Brücken zwischen den Positionen anzudeuten und die Möglichkeiten eines größeren Zusammenhalts anzudeuten. Eine ebenso wichtige wie erhellende Studie.

„Triggerpunkte – Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft“, herausgegeben von Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser, Suhrkamp Verlag, kartoniert, 540 Seiten, 978-3-518-02984-8, 25 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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